IGP-Hundesport einfach erklärt – Teamwork mit Struktur, Leidenschaft und Kontrolle
Der Begriff IGP steht für Internationale Gebrauchshunde Prüfungsordnung. Hinter diesem etwas sperrigen Namen steckt einer der anspruchsvollsten, aber auch faszinierendsten Hundesportarten überhaupt. IGP verbindet körperliche Arbeit, mentale Herausforderung und emotionale Bindung zwischen Mensch und Hund auf einzigartige Weise.
In diesem Blogbeitrag erfährst du, was IGP eigentlich ist, wie es aufgebaut ist, welche Hunde geeignet sind und warum dieser Sport weit mehr bedeutet als „Gehorsam und Beißen“.
Was bedeutet IGP?
IGP ist ein dreiteiliger Hundesport, der die Fähigkeiten und Zusammenarbeit von Mensch und Hund prüft. Es geht nicht darum, den Hund „scharf“ zu machen oder zu dominieren, sondern um Kontrolle, Vertrauen und Freude an präziser Arbeit. Der Sport besteht aus drei Bereichen: Fährtenarbeit (A), Unterordnung (B) und Schutzdienst (C).
Alle drei Teile bauen aufeinander auf und testen unterschiedliche Fähigkeiten: Konzentration, Technik, Nervenstärke und Kommunikation. Der Hund lernt, sich in verschiedenen Erregungszuständen zu kontrollieren, ein Prinzip, das an moderne Trainingssysteme wie NePoPo® erinnert: klare Kommunikation, positive Verstärkung, konsequente Struktur.
Die drei Disziplinen im Überblick
A) Fährtenarbeit – die Kraft der Nase
In der Fährtenarbeit verfolgt der Hund eine Spur, die vorher von einem Menschen gelegt wurde. Dabei muss er konzentriert und ruhig bleiben, auch wenn Gerüche und Ablenkungen locken. Ziel ist es, die Fährte exakt zu halten und kleine Gegenstände, die unterwegs liegen, anzuzeigen.
Diese Arbeit ist erstaunlich anspruchsvoll: Sie fördert Geduld, Frustrationstoleranz und mentale Stärke. Gerade für nervöse oder unruhige Hunde ist die Fährtenarbeit ideal, weil sie innere Ruhe und Ausgeglichenheit schafft.
B) Unterordnung – Präzision mit Freude
In der Unterordnung geht es um das harmonische Zusammenspiel zwischen Mensch und Hund. Der Hund soll konzentriert „bei Fuß“ laufen, auf Kommandos wie Sitz, Platz oder Steh reagieren, zuverlässig apportieren und beim Abrufen freudig zurückkommen.
Klingt trocken? Ist es nicht, wenn man es richtig aufbaut. Gute Unterordnung bedeutet Bewegungsfreude, Klarheit und perfekte Kommunikation.
Jede Bewegung, jede Wendung und jeder Blickkontakt zeigen, wie stark das Vertrauen zwischen Hund und Hundeführer ist.
Unterordnung ist das, was man sieht, wenn ein Team wirklich eins wird und der Hund arbeitet, weil er es will, nicht weil er muss.
C) Schutzdienst – Kontrolle unter höchster Erregung
Der Schutzdienst ist der Teil, der oft missverstanden wird. Viele glauben, es ginge hier ums „Beißen“ in Wahrheit geht es um Kontrolle, Nervenstärke und klare Kommunikation unter Druck.
Der Hund lernt, eine gestellte Person (den sogenannten Helfer) zu verbellen, ihn zu beobachten und auf Kommando zu reagieren. Wenn er zupackt, dann nur auf Signal und er muss sofort lösen, sobald der Hundeführer das befiehlt.
Das Ziel ist absolute Kontrolle trotz höchster Trieblage.
Ein gut ausgebildeter IGP-Hund ist kein gefährlicher Hund, sondern einer, der sich in jeder Situation kontrollieren kann.
Prüfungen & Stufen
Bevor ein Team an einer IGP-Prüfung teilnehmen darf, steht die Begleithundeprüfung (BH/VT) an. Sie prüft den Grundgehorsam und das Verhalten im Alltag, also den sicheren Umgang im Straßenverkehr und mit anderen Menschen und Hunden.
Danach folgen die drei Leistungsstufen: IGP 1, 2 und 3.
Mit jeder Stufe werden die Anforderungen in Fährte, Unterordnung und Schutzdienst schwieriger. Die Fährten werden länger und komplexer, die Unterordnung präziser, der Schutzdienst anspruchsvoller.
Die Prüfungen werden immer von offiziellen Richtern bewertet nach festen Regeln, transparent und nachvollziehbar. Fairness, Tierschutz und die Freude am Training stehen dabei immer im Vordergrund.
Für wen ist IGP geeignet?
IGP ist kein Sport nur für „harte Hunde“. Im Gegenteil: Es ist ein Teamsport für alle, die mit ihrem Hund bewusst arbeiten möchten.
Geeignet sind Hunde, die gesund, arbeitsfreudig und nervenstark sind, egal ob Schäferhund, Malinois, Rottweiler oder Mischling. Entscheidend ist der Charakter, nicht die Rasse.
Und auch der Mensch braucht bestimmte Eigenschaften: Geduld, Struktur, Lernbereitschaft und den Willen, konsequent, aber fair zu trainieren.
Wer einmal miterlebt hat, wie der eigene Hund unter Ablenkung konzentriert arbeitet oder im Schutzdienst ruhig, aber kontrolliert bleibt, weiß, wie viel Vertrauen und Bindung in diesem Sport stecken.
So gelingt der Einstieg
Der beste Weg in den IGP-Sport ist der Besuch einer Ortsgruppe oder eines Hundesportvereins, der nach modernen, tierschutzgerechten Prinzipien trainiert.
Dort lernst du von erfahrenen Ausbildern, wie man die Grundlagen richtig aufbaut.
Vor dem Training sollte dein Hund einen Gesundheitscheck beim Tierarzt bekommen, Gelenke, Zähne und allgemeine Fitness sind entscheidend. Danach beginnt der schrittweise Aufbau: kurze Trainingseinheiten, klare Ziele und ein ruhiger, strukturierter Ablauf.
Egal ob du mit der Fährtenarbeit, Unterordnung oder Schutzdienst beginnst: Klarheit, Geduld und Wiederholung sind der Schlüssel.
Trainingsprinzipien, die wirklich zählen
IGP funktioniert nur, wenn man fair und planvoll arbeitet.
Anstatt alles auf einmal zu üben, konzentrierst du dich auf ein Kriterium pro Einheit zum Beispiel das saubere Hinlegen, den ruhigen Griff oder den klaren Abruf.
Kurze, saubere Trainingseinheiten sind effektiver als stundenlange Wiederholungen.
Emotionen spielen dabei eine große Rolle: Du lernst, die Erregung deines Hundes zu steuern, ihn hochzufahren, wenn Energie gebraucht wird, und wieder runterzuholen, wenn Ruhe nötig ist.
Das macht IGP so faszinierend: Es ist Psychologie, Technik und Kommunikation in einem.
Sicherheit & Ethik
Tierschutz steht im Mittelpunkt. Gewalt, Zwang oder übermäßiger Druck haben im modernen Hundesport keinen Platz. Ein gutes Team erkennt man daran, dass der Hund freudig arbeitet, Fehler ruhig korrigiert werden und Training immer im Sinne des Hundes erfolgt.
Achte auf gute Ausrüstung: ein passendes Geschirr, stabile Leinen, sichere Beißkissen oder -würste und intaktes Material.
Beobachte deinen Hund genau, Überlastung, Stress oder Unwohlsein sind Warnsignale, die man ernst nehmen sollte.
Warum IGP mehr als Sport ist
IGP ist keine reine „Leistungsprüfung“. Es ist ein Spiegel der Beziehung zwischen Mensch und Hund.
Jede Fährte, jede Unterordnungsübung, jeder Schutzdienst zeigt, wie sehr dein Hund dir vertraut und wie klar du mit ihm kommunizierst.
Wenn man IGP richtig versteht, dann ist es kein Sport, bei dem man „den Hund trainiert“ sondern ein System, in dem man gemeinsam wächst.
Fazit
IGP ist Struktur, Emotion und Vertrauen in einem System. Es fordert Geduld, Konsequenz und Verständnis, belohnt aber mit einer unschlagbaren Bindung zwischen Mensch und Hund.
Wer fair trainiert, erlebt, wie ein Hund nicht nur reagiert, sondern wirklich mitdenkt.
IGP ist kein Sport für „harte Hunde“, sondern für Teamplayer, für alle, die Kontrolle, Kommunikation und Herz in Einklang bringen wollen.
Wenn du neugierig geworden bist, schau dir eine Ortsgruppe in deiner Nähe an, sprich mit Trainern oder starte mit den ersten Grundlagen im Alltag.
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Dog Emporio – Aus Liebe zur Bindung zwischen Mensch & Hund.
Quellenangaben
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FCI – Internationale Gebrauchshundeprüfungsordnung (IGP), gültig ab 01.01.2025 (DE): Vollständiges offizielles Regelwerk mit Definition der drei Abteilungen A/B/C, Prüfungsstufen IGP1–3, Bewertungsmaßstäben und Teilnahmevoraussetzungen (inkl. BH/VT). FCI
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FCI – International Utility Dog Regulations (IGP), gültig ab 01.01.2025 (EN): Englische Fassung derselben Ordnung (nützlich zum Gegenchecken von Begriffen/Passagen). FCI+1
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VDH – Deutsche Fassung/Weiterleitungen zu IGP 2025: Deutsche Verbandsbereitstellung der FCI-IGP-Regelungen inkl. Hinweisen zu Änderungen und Durchführungsdetails. VDH
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VDH – Begleithundeprüfung (BH/VT): Offizieller Überblick zu Voraussetzungen, Sachkundetest und Ablauf der BH/VT als Einstiegsvoraussetzung in IGP. VDH
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SV (Verein für Deutsche Schäferhunde) – Handout/Änderungen 2025: Konkretisierte Ausführungen zu Neuerungen 2025 (z. B. Fährtenleine, Abbruchkriterien, Vorführungsreihenfolge). schaeferhunde.de
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DVG – Gebrauchshundsport (Übersichtsseite): Einordnung des Gebrauchshundebereichs mit IGP und verwandten Prüfungen (IFH/IGP-FH). dvg-hundesport.de
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BH/VT – Fragenkatalog/Sachkunde (SV): Offizieller Fragenkatalog; zeigt u. a. Tierschutz- und Rechtsbezüge, die für die BH/VT (und damit IGP-Teilnahme) relevant sind. schaeferhunde.de
(Ergänzend – historische/ältere Fassung zur Einordnung von Änderungen seit 2019/2020:)
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FCI – IGP Rules 2019 (mit 2020-Überarbeitungen): Vorversion zur Nachverfolgung von Regeländerungen bis 2025. FCI

